Gedankeninsel

Wussten Sie schon, dass das Lesen wohltuender Worte nachweislich einen positiven Einfluss auf die seelische Gesundheit hat? Es gibt Momente im Leben, in denen uns jedes Wort zu viel erscheint. Dann gibt es aber auch Augenblicke, wo unsere Seele ihre Hand nach einem helfenden Wort ausstreckt, das sich wie eine Feder auf sie legt. Alles hat seine Zeit - auch das Wort. 

Vielleicht sind Sie zufällig hier in dieser Gedankeninsel gelandet, vielleicht sind Sie aber auch ganz bewusst auf die Suche danach gegangen. Ich möchte Ihnen in diesem kleinen Mikrouniversum Gedanken schenken, die mich bewegt oder mir geholfen haben, und die vielleicht auch Ihnen Trost nach einem Verlust geben. Positive Gedanken, die Ihre Seele erreichen mögen. 

2024-10-31

Der Preis für ein langes Leben? Sterben und Trauern im Heute

95 Prozent – diese Zahl habe ich neulich gelesen. Es ist der Prozentsatz der Deutschen, die sich wünschen, zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung sterben zu können. Tatsächlich sterben aber weit mehr als 70 Prozent in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Ist der immer häufigere Tod außerhalb der eigenen vier Wände, entgegen dem Wunsch von immerhin 95 Prozent der Bevölkerung, der Preis, den wir für den medizinischen Fortschritt, die Errungenschaften der Globalisierung und ein immer längeres Leben zahlen?

Die meisten Menschen begegnen dem Tod in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Für mich wirft das elementare Fragen auf, die mir nahezu täglich durch den Kopf gehen: Ist diese Entwicklung auch ein Zeichen für die Verdrängung des Todes aus unserer Gesellschaft? Der Tod wird zu etwas, für das es ZUständige gibt, meistens sind das heutzutage Krankenhäuser, ganz unabhängig von den Umständen und der Art der Zuwendung zu Sterbenden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde vor allem in ländlichen Gegenden ein Zimmer im Haus zum Sterbezimmer eingerichtet – ein Ort für das Sterben, der sich mitten im Leben befand. Wird der Tod heutzutage hierzulande übermedikalisiert, mit allen Mitteln und technischem Fortschritt so weit es geht hinausgezögert und damit aus dem Alltag verdrängt, zu einem medizinischen Ereignis mit begrenzter familiärer Begleitung gemacht? Ist es auch ein Effekt der Globalisierung und ihrer Folgen für die familiären Beziehungen?

Über diese Fragen könnte man Bücher voller philosophischer Abhandlungen schreiben und auch medial wird das Thema immer wieder in den Fokus gerückt. Was dabei aber unberechtigt deutlich weniger Beachtung erfährt: Wenn es für Sterbende immer mehr Zuständige wie Ärzte, Pfleger, Palliativmediziner gibt – wer ist für diejenigen zuständig, die trauern, deren Trauerprozess sich zunehmend vom Sterbeprozess abkoppelt, weil der Tod aus dem Alltag derer, die jemanden verlieren, ausgegliedert wird? Leben ist immer mehr hier, Tod da. Ich finde, Trauernden wird dabei viel zu wenig Unterstützung geboten.

Braucht Deutschland eine neue Sterbe- und Trauerkultur? Eine Frage, die zum Nachdenken anregt. Vielleicht können wir hier noch einiges aus anderen Ländern der Welt, wie beispielsweise aus Indien, lernen, um den Tod wieder ein Stück weit mehr zu etwas zu machen, das zum Leben gehört, denn: Wir sterben nicht nur unseren eigenen Tod, sondern viel öfter müssen wir dem Tod anderer in unserem Umfeld leben.

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Susanne - 19:08:52 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen